Produktivität – Der unterschätzte Erfolgsfaktor im internationalen Wettbewerb

Zukunftsperspektiven für die deutsche Wirtschaft
7. Mai 2025 durch
Produktivität – Der unterschätzte Erfolgsfaktor im internationalen Wettbewerb
Bodo F. Schmischke

Produktivität - Der unterschätzte Erfolgsfaktor im internationalen Wettbewerb

Zukunftsperspektiven für die deutsche Wirtschaft

#Autor: Bodo# F. Schmischke

Deutschland verliert an Boden – und das ausgerechnet bei der Produktivität

Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für den Mittelstand in Deutschland haben sich in den letzten Jahren dramatisch verändert. Inmitten von Disruptionen durch Technologie, geopolitische Spannungen und strukturelle Veränderungen am Arbeitsmarkt wird ein Thema zunehmend brisanter – die sinkende Produktivität. Obwohl technologische Innovationen, insbesondere durch Künstliche Intelligenz (KI), global für Effizienzsprünge sorgen, zeigen aktuelle Zahlen: Deutschland fällt zurück.

Im internationalen Vergleich verschärft sich die Lage zusehends. Während die Arbeitsproduktivität in den USA seit 2022 um über 4,3 Prozent gestiegen ist, verzeichnet Deutschland laut Statistischem Bundesamt einen Rückgang um 0,7 Prozent – bereits im zweiten Jahr in Folge. Die Folge: Die Lücke zwischen Deutschland und anderen Industrienationen, insbesondere den USA, klafft immer weiter auseinander.

Ursachenforschung: Warum sinkt die Produktivität in Deutschland?

Die Gründe für diese Entwicklung sind komplex und vielfältig. Ein genauer Blick zeigt:

1. Investitionszurückhaltung

Ein wesentlicher Unterschied zwischen den USA und Deutschland liegt in der Investitionsquote. In den Vereinigten Staaten investieren sowohl der Staat als auch private Unternehmen wesentlich stärker in Infrastruktur, Digitalisierung und Forschung. In Deutschland herrscht vielfach Unsicherheit: wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen erscheinen instabil, Genehmigungsverfahren sind langwierig, Bürokratie lähmt Innovationskraft.

2. Strukturprobleme durch Kurzarbeit

Das an sich sinnvolle Instrument der Kurzarbeit hat eine paradoxe Nebenwirkung: Aus Angst vor Fachkräftemangel hielten viele Unternehmen in den letzten Jahren Mitarbeitende, obwohl Aufträge ausblieben. Das drückt unmittelbar auf die Leistung je Arbeitsstunde und führt zu einer statistisch messbaren Ineffizienz.

3. Hohe Standortkosten

Deutschlands „giftiger Cocktail“, wie ihn Unternehmer Casper Brockhaus nennt, besteht aus hohen Lohnkosten, steigenden Energiepreisen, wachsender Bürokratie und zunehmenden regulatorischen Belastungen wie dem steigenden CO₂-Preis. Unter diesen Bedingungen fällt es Unternehmen schwer, effizient zu wirtschaften.

4. Versäumnisse bei Digitalisierung und KI

Trotz technologischer Durchbrüche – insbesondere im Bereich der Künstlichen Intelligenz – gelingt es vielen deutschen Unternehmen nicht, daraus echte Effizienzgewinne zu realisieren. Während US-Unternehmen weltweit 42 % der F&E-Investitionen tätigen und über 70 % der Ausgaben für Softwareentwicklung verantworten, kommt Europa in diesen Rankings kaum vor.

Produktivität ist kein Zufallsprodukt – sie ist gestaltbar

Produktivität ist nicht nur eine volkswirtschaftliche Kennziffer, sondern das Ergebnis täglicher Entscheidungen in Unternehmen. Für den Mittelstand ergibt sich daraus ein klarer Handlungsauftrag: Die eigene operative Exzellenz muss in den Fokus rücken. Dabei geht es nicht um kurzfristige Kostensenkung, sondern um strategische Optimierung von Ressourcen, Prozessen und Technologien.

Schlüsselbereiche zur Steigerung der Produktivität:

1. Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Alltag

Viele KI-Tools stehen heute kostenfrei oder zu geringen Preisen zur Verfügung und können Prozesse in Einkauf, Verwaltung, Buchhaltung oder Kundenkommunikation drastisch vereinfachen. Der Mittelstand sollte hier nicht auf die nächste Budgetrunde warten, sondern sofort handeln.

2. Systematische Prozessanalyse

Optimierung beginnt mit Transparenz: Welche Prozesse erzeugen unnötige Reibung? Wo gibt es Medienbrüche, unnötige Freigabeschleifen oder Wartezeiten? Lean-Management-Prinzipien und kontinuierliche Verbesserungsprozesse (KVP) sind bewährte Werkzeuge, die in jedem Unternehmen messbare Effekte erzielen.

3. Mitarbeitereinsatz effizient planen

Gerade in mittelständischen Unternehmen schlummern erhebliche Produktivitätsreserven in der Personaleinsatzplanung. Flexible Arbeitszeitmodelle, digitale Dienstplanung und moderne Zeitwirtschaftstools helfen, Engpässe zu vermeiden und Mitarbeitende zielgerichteter einzusetzen.

4. Materialfluss und Produktionsoptimierung

Im produzierenden Gewerbe kann die Durchlaufzeit von Aufträgen häufig verkürzt werden – sei es durch bessere Lagerorganisation, automatisierte Bestellprozesse oder durch Digitalisierung von Werkstattaufträgen. Oft reichen kleine Veränderungen, um große Wirkung zu erzielen.

Der Blick über den Atlantik: Was machen die USA besser?

Die USA gelten als Innovationsmotor – und das mit gutem Grund. Neben günstigen Energiepreisen und einem flexibleren Arbeitsrecht profitieren amerikanische Unternehmen von einer Kultur, die Investition in Zukunftstechnologien als Kernstrategie versteht. Während Europa noch zögert, werden in den USA Milliardenbeträge in KI, Robotik, Software und Digitalisierung investiert.

Zudem ist die amerikanische Wirtschaft beweglicher: Start-ups entstehen schneller, wachsen dynamischer und bringen frischen Wettbewerb in etablierte Branchen. Die Folge: ein dauerhaft höheres Produktivitätswachstum. Von 1994 bis 2024 lag dieses bei 84 Prozent – in Deutschland hingegen bei nur 34 Prozent.

Auch Europa hat die Wende verpasst – noch ist es nicht zu spät

Laut einem Bericht von Mario Draghi, ehemaliger EZB-Präsident, leidet die EU unter einer „statischen Industriestruktur“. Während andere Weltregionen aus der digitalen Revolution Kapital geschlagen haben, hinkt Europa hinterher – nicht nur technologisch, sondern auch bei der Umsetzung in die Breite. Die Bürokratie lähmt Innovation, Investitionen bleiben aus und digitale Kompetenzen sind ungleich verteilt.

Aber: Draghi macht Hoffnung. Europa hat nach wie vor die Chance, an der nächsten Innovationswelle teilzuhaben – wenn jetzt entschlossen investiert wird: in Infrastruktur, Bildung, Digitalisierung und industrielle Transformation.

Fazit: Produktivität entscheidet über Zukunftsfähigkeit

Deutschland steht vor einer entscheidenden Weggabelung: Entweder gelingt es, durch strukturelle Reformen, Investitionen und betriebliche Exzellenz verlorenes Terrain zurückzugewinnen – oder der Standort wird weiter an Relevanz verlieren.

Für den Mittelstand bedeutet das konkret: Die Zeit zu handeln ist jetzt. Unternehmen müssen ihre Produktivität in den Mittelpunkt stellen, neue Technologien aktiv nutzen und ihre Prozesse laufend auf Effizienz prüfen.

Denn eins ist sicher: Die Welt wartet nicht. Wer zögert, wird abgehängt.

 

Exsperity: Ihr Sparringspartner für Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit

Exsperity ist ein Netzwerk erfahrener Experten, das mittelständische Unternehmen dabei unterstützt, strategisch zu wachsen und operative Exzellenz zu erreichen. Ob durch die Einführung von KI-gestützten Prozessen, die Analyse von Wertschöpfungsketten oder gezieltes Change-Management – wir begleiten Sie auf dem Weg zu einer zukunftsfähigen Organisation.

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Exsperity-Leistungen

Unsere Experten von Exsperity können Sie bei den zukünftigen Herausforderungen im Zusammenhang mit der CSRD-Berichterstattung strategisch unterstützen. Wir helfen Ihnen …

  1. bei der Bewertung der aktuellen Lage: Wir können mit Ihnen zusammen zunächst die aktuelle Position Ihres Unternehmens im Hinblick auf Nachhaltigkeit und Berichterstattung bewerten. Dazu gehört die Überprüfung der vorhandenen Nachhaltigkeitspraktiken, der Berichterstattungssysteme und der Erfüllung aktueller gesetzlicher Anforderungen.
  2. bei der Entwicklung einer Nachhaltigkeitsstrategie: Basierend auf der Bewertung können wir gemeinsam eine maßgeschneiderte Nachhaltigkeitsstrategie entwickeln, die die langfristigen Ziele Ihres Unternehmens berücksichtigt. Diese Strategie sollte die Kernbereiche der Nachhaltigkeit abdecken, wie Umwelt, Soziales und Governance (ESG).
  3. bei der Identifikation von Chancen und Risiken: Durch eine umfassende Analyse können wir potenzielle Chancen und Risiken im Zusammenhang mit der Nachhaltigkeitsberichterstattung identifizieren. Dies könnte die Erschließung neuer Märkte, die Verbesserung der Markenreputation oder die Reduzierung von Umweltrisiken umfassen.
  4. beim Stakeholder-Engagement: Wir unterstützen Sie dabei, relevante Stakeholder zu identifizieren und ein effektives Engagement mit ihnen aufzubauen. Dies kann dazu beitragen, das Verständnis für die Bedürfnisse und Erwartungen der Stakeholder zu verbessern und die Glaubwürdigkeit der Berichterstattung zu stärken.

Kontaktieren Sie uns gerne für ein erstes Gespräch oder einen Gedankenaustausch.
Ihre Exsperity-Experten


Produktivität – Der unterschätzte Erfolgsfaktor im internationalen Wettbewerb
Bodo F. Schmischke 7. Mai 2025
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